Fasten Tag 15
Heute Morgen bin ich mit dem Geruch von frischen Brötchen in der Nase aufgewacht. Genauer gesagt von frischen Semmeln. Nur wenige Bäcker backen sie noch genau so wie früher, als eine Semmel 10 Pfennige und eine halbe 5 Pfennige kosteten. Das fällt mir also morgens als erstes im Bett ein, das Handwerk der Bäcker scheint sich in meine Träume geschlichen zu haben - ich weiß allerdings von nüscht mehr was. Und im übrigen esse ich solche Semmeln schon seit...
mindestens 5 Jahren gar nicht mehr. Ich bin ein Glutenvermeider, so gut
es geht. Also kommt die gute alte ostdeutsche Semmel gar nicht in meine
Tüte. Aber offenbar in mein Schlafzimmer während des Fastens.
Und zur größtmöglichen Aufeinanderabstimmung der Dinge durch den Himmel überreichte mir mein aus dem Urlaub zurückgekehrter Nachbar eben einen Sanddornaufstrich mit Grüßen von der Ostsee. Jetzt ist sie wieder in meinem Kopf. Die Semmel. Und Butter! Ach du meine Güte, wie liebe ich die Butter! Dass sie für Menschen, die den Krieg bzw. die Nachkriegszeit noch erleben mussten, so heilig ist, kann ich jeden Tag besser verstehen.
Mein Körper hat heute Morgen deutlich signalisiert, dass er bereit ist, den Schmerzlevel heute um etliche Stufen herunter zu fahren. Denken wir an den Tag 15, an dem ja alles besser werden soll. Und dabei ist er gestern vergleichsweise wenig bewegt worden. Kein Yoga, keine Wanderung. Einzig die übliche Hunderunde im Wald habe ich natürlich absolviert. Aber die meiste Zeit regnete es und ich verzog mich in die Stille Ecke zum Malen und Basteln.
Bei der Gelegenheit habe ich darüber nachgedacht, was ich als Kind eigentlich so werden wollte. Bürgermeisterin, da war ich 6. Mit 12 wollte ich Juristin werden. Ich sah mehrere amerikanische Filme, in denen glühende, geistreiche Plädoyers gehalten wurden, inhaltsreich und sprachgewandt - das wollte ich auch. Mit 16 wollte ich Sprachlehrerin in der Erwachsenenbildung werden - Französisch/Arabisch. Ausländische Studenten unterrichten. Es gab einen einzigen Studiengang in der DDR, eine Seminargruppe pro Jahr. Die Aussichten standen also "glänzend" und ich wurde es natürlich nicht. Zumal ich mich ja erstmal durchs Abitur quälen musste, um im Jahr 1989 zu landen und im grandiosen Umbruch von... allem. Aber während ich das so durchdachte sah ich doch einen kleinen roten Faden. Denn alles hatte ja damit zu tun, zu sprechen, und zwar vor mehr oder weniger vielen Menschen. Darüber wird noch nachzudenken sein. Es sind ja noch 25 Tage Zeit und Raum.
Meine Biler des Tages: Links ein "Happy Painting" - Versuch: Die Katze, rechts eine Eigenkreation: Fensterbild im Bohoo Style